Fusalp: Für Luxusmarken mit Influencer Marketing ist Qualität immer wichtiger als Quantität

Was sind Ihre Ziele im Influencer Marketing?  

In Europa sind wir vor allem für Luxus-Skibekleidung bekannt - ein sehr saisonales Segment, Wir haben jedoch auch eine Prêt-à-porter-Linie und Sommerkollektionen. Unsere Herausforderung besteht darin, zu zeigen, dass Fusalp auch eine Prêt-à-porter-Marke ist. 

Wir haben zwei Hauptziele. Alle unsere Kleidungsstücke vereinen technische Expertise und Mode. Zum Beispiel haben wir wasserabweisende Trenchcoats, die einen eher alpinen Schnitt haben.. Was die Konfektionskleidung betrifft, versuchen wir, eher modeorientierte Influencer:innen zu gewinnen. Idealerweise bevorzugen wir Personen, die Ski fahren oder anderweitig sportlich sind. Unsere Linie umfasst aber auch Jeans und Röcke - es gibt also durchaus eine Zielgruppe, die Fusalp trägt, ohne Ski zu fahren. 

Was sind Ihre Hauptkriterien für die Auswahl von Influencer:innen?

Unsere Kundschaft besteht zu gleichen Teilen aus Männern und Frauen, weshalb wir auf beide abzielen. Unsere Zielgruppe an Influencern ist ziemlich groß, aber unser Hauptkriterium ist Authentizität. Wir wollen mit Menschen zusammenarbeiten, die unsere Produkte aufrichtig mögen: Menschen, die Fusalp gerne tragen und denen die Marke am Herzen liegt. Wir wollen langfristige Beziehungen aufbauen, eine Geschichte erschaffen und der Beziehung zum Influencer einen Sinn verleihen. Wir wünschen uns Influencer:innen, die unsere Werte der Authentizität, Leistung, Exzellenz und Stil teilen. Außerdem möchten wir Menschen gewinnen,  die nicht für viele Marken arbeiten, um die Authentizität und Exklusivität zu stärken.

Wie lösen Sie die Herausforderung, die technische Komponente der Produkte durch Influencer Marketing greifbar zu machen? 

Die technisch anspruchsvollsten Produkte sind die Skianzüge. Wir sponsern das Team GB Ski, aber auch andere Wintersportler:innen, bspw. im Eislauf. Wir stellen die Wettkampfanzüge des Team GB Ski her. Im letzten Jahr hat das Team hervorragende Ergebnisse erzielt und auch dieses Jahr sieht vielversprechend aus. Der Erfolg im Profisport spricht für sich, wenn es um unsere technischen Fähigkeiten geht. Zudem hat das Team GB Ski ein eigenes Instagram-Profil, auf dem wir als Ausstatter sichtbar werden. Das Feedback des Teams treibt uns dazu an, in diesem Segment die Besten zu sein. Für uns ist es also entscheidend, mit den Menschen zu sprechen, die in die Berge gehen und unsere Produkte benutzen.

Wie ist der Status Quo von Influencer Marketing für Luxusmarken? 

Zu Beginn war Influencer Marketing in der Luxusmodebranche nicht sehr angesehen. Das änderte sich jedoch, als die kommerziellen Ergebnisse sichtbar wurden. In der Folge begannen immer mehr Labels, Influencer Marketing - teilweise inflationär - zu nutzen. 

Während in der Luxusbranche zeitweise alle auf den Zug der Influencer:innen aufgesprungen sind, stelle ich inzwischen fest, dass man die Sinnhaftigkeit wieder hinterfragt. Einige Marken mussten feststellen, dass sie nicht unbedingt die gewünschten Ergebnisse erzielen. Marken wie Fusalp nutzen Kolsquare, um die Engagementraten zu überprüfen, ein viel wichtigerer Wert als die Anzahl der Follower:innen. Luxusmarken achten nun mehr auf die Menschen, mit denen sie zusammenarbeiten: Zum Beispiel auf Bad Buzz oder politische Stellungnahmen. Auch die Verbraucher:innen sind vorsichtiger geworden. Sie sind mittlerweile viel besser über Influencing aufgeklärt und werden die Entscheidungen und das Handeln von Influencer:innen eher in Frage stellen. Wer eine Marke promotet, die nicht mit den eigenen Werten übereinstimmt, wird Abonnent:innen verlieren.

Nutzen Luxusmarken also insgesamt weniger Influencer Marketing, oder achten sie dabei nur viel stärker auf Qualität? 

Ich denke zweiteres. Dank Tools wie Kolsquare sind wir wirklich in der Lage, die Arbeitsqualität der Influencer:innen zu messen, mit denen wir zusammenarbeiten. Wir stützen uns auf Kolsquare, weil wir eine Marke sind, die auf Qualität achtet. Wir suchen nach authentischen, aufrichtigen und optimistischen Menschen. 

Unsere Strategie besteht darin, uns auch als Modemarke zu positionieren, nicht nur als Sportmarke. Darum arbeiten wir mit bekannten Personen aus der Modebranche zusammen, die wir auf Instagram oder TikTok finden. Dann nutzen wir Kolsquare, um herauszufinden, ob sie gute Statistiken haben, bspw. der Credibility Score des Publikums und die Engagement-Raten. Außerdem erstellen wir mit Kolsquare Berichte und messen die Auswirkungen jeder Kooperation, die wir vornehmen.

Welche Plattformen eignen sich am besten für Influencer Kampagnen von Luxusmarken? 

Jede Plattform hat ihre eigenen Besonderheiten. Instagram ist das führende soziale Netzwerk für Mode. Aber auch TikTok ist dabei, sich im Modebereich zu positionieren. Auch Youtube hat in diesem Segment aufgeholt, besonders dank dem Head of Fashion and Beauty Partnerships Derek Blasberg.  Für mich sind diese drei die stärksten Plattformen. Pinterest zählt sicherlich auch hinein, wir schalten dort allerdings keine Kampagnen.

YouTube hat den größten Produktionsaufwand. Da wir noch eine kleine Marke sind, konzentrieren wir uns mehr auf Instagram und TikTok. Wir planen jedoch, YouTube so bald wie möglich zu aktivieren. 

Wie integrieren Sie Partnerschaften mit anderen Marken? 

Wir haben eine Partnerschaft mit Nespresso, die uns beim Wachstum hilft. Wir sehen uns als Lifestyle-Marke und die Partnerschaft passt in dieses Bild. Nespresso war der Initiator der Vereinbarung. Sie wollten ein "Alpine Chic"-Thema für ihre Weihnachtsschaufenster und dachten dabei an uns. Das ist eine großartige Gelegenheit, denn wir erreichen ein für uns sehr interessantes Publikum. Sie sind auf Märkten vertreten, auf denen Fusalp es bisher nicht war. Wir profitieren außerdem von ihren 800 Einzelhandelsgeschäften und der Möglichkeit des E-Commerce.

 Wie entwickelt sich TikTok weiter und wie passt es zu einer Marke wie Fusalp?

TikTok-Nutzer:innen sind im Allgemeinen nicht am Austausch mit der Community interessiert. Sie wollen Inhalte konsumieren. Eine Tanzplattform ist TikTok aber längst nicht mehr. Sie deckt viele verschiedene Themen ab und der Modesektor entwickelt sich gerade sehr gut.

Luxusmarken neigen dazu, in sozialen Netzwerken vorsichtig zu sein. Fusalp ist zwar eine Luxusmarke, aber mit mehr Freiheit. Wir sind nicht so sichtbar wie bspw. Dior - und damit können wir spielen. Wir entwickeln TikTok-Inhalte, die wirklich auf die Plattform reagieren, behalten jedoch gleichzeitig unser Luxusprofil bei. 

Wie geht Fusalp mit dem heutigen Anspruch  der Umweltverantwortung um? 

Das Publikum ist anspruchsvoller geworden und meldet sich ab, wenn etwas nicht mehr ihren Werten entspricht. Wir achten sehr auf Nachhaltigkeit und kommunizieren unsere Umweltreferenzen klar: Unsere Produkte haben eine fünfjährige Garantie, technische Produkte können lebenslang repariert werden. 

Wir haben bspw. eine Kampagne mit dem Titel “Alpine Memories” durchgeführt:,Dabei riefen wir unsere Kund:innen dazu auf, uns ihre alte Skijacken zu präsentieren. Das Ergbenis war eine Sammlung unzähliger Fusalp-Jacken, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Sie alle hatten so viel Geschichte! Das funktionierte gut, weil wir zeigen konnten, dass wir eine generationenübergreifende Marke sind und bei der Entwicklung eines Produkts an Nachhaltigkeit denken. 

Was erwartet uns 2024 im Bereich des Influencer Marketing von Luxusmarken?

2024 wird es für Influencer:innen schwieriger werden, den Durchbruch zu schaffen. All diejenigen, denen es gelingt, zeigen sich wirklich authentisch und aufrichtig - wie Léna Situations. Man spürt, ob jemand ehrlich über eine Marke spricht und sie wirklich vertritt. Diese Aufrichtigkeit und Authentizität wird sich durchsetzen. Wenn Influencer:innen an einem Tag Montclair tragen, am nächsten Tag Fusalp und am übernächsten Rossignol, wird sich das Publikum definitiv nicht darauf einlassen.