Takeaways
- Mental-Health-Content boomt auf Social Media mit beeindruckenden Zahlen: Allein der Hashtag #Selfcare wurde in den letzten drei Monaten über 76.000 Mal auf Instagram und über 31.000 Mal auf TikTok verwendet. In Deutschland haben sich bereits knapp 9.000 Accounts auf Gesundheit und Wellness spezialisiert.
- Bei Kooperationen mit Mental-Health-Influencer:innen ist absolute Authentizität und Ehrlichkeit essentiell – oft möchten sie Produkte ausgiebig testen, da ihre Community besonders sensibel auf Empfehlungen reagiert.
- Nano- und Micro-Influencer:innen sind im Mental-Health-Bereich oft die bessere Wahl, da sie einen engeren Kontakt zu ihrer Community pflegen und authentischer kommunizieren als große Accounts.
Mit Therapy-Influencern und Social-Media-Psychologen die mentale Gesundheit verbessern? Das sind die Themen der Mental-Health-Szene auf Instagram, TikTok und Co.
Mental Health und Selfcare etablieren sich als zentrale Themen im Influencer-Marketing. Die Zahlen sprechen für sich – allein in den letzten drei Monaten wurde der Hashtag #Selfcare auf Instagram über 76.000 Mal verwendet, auf TikTok kam er knapp 31.000 Mal zum Einsatz.
Diese beeindruckende Resonanz spiegelt nicht nur ein wachsendes Bewusstsein für psychische Gesundheit wider, sondern zeigt auch das enorme Potenzial dieses Marktsegments. In Deutschland haben bereits rund 9.000 Influencer:innen-Accounts Gesundheit und Wellness als Kerninteresse definiert.
Der Boom von Mental Health Content auf Social-Media-Plattformen markiert einen wichtigen Wendepunkt: weg von oberflächlicher Selbstoptimierung, hin zu einem ganzheitlichen Verständnis von Wohlbefinden. Diese Entwicklung öffnet nicht nur neue Türen für Marketingstrategien, sondern trägt auch zur Entstigmatisierung psychischer Gesundheit bei.
Mentale Gesundheit: Top-Themen von Mental-Health-Influencern - von psychischer Gesundheit zu Selbstliebe
Das Thema Mental Health ist vielschichtig. Von Ernährung über Schlaf bis hin zu Suchtformen und psychischen Erkrankungen teilen Creators ihre Insights. Oft sind es entweder Psycholog:innen, Coaches und Ärzt:innen, die ihr Wissen teilen und Ratschläge geben – oder Creators teilen ihre private Geschichte öffentlich und reden transparent über ihre Medikamentenabhängigkeit, Schlafstörung oder toxische Beziehungsmuster, die ihnen widerfahren sind. Die folgenden Themen fassen grob zusammen, was die TikTok-Community im Bereich Mental Health am meisten interessiert:
1. Positives Denken und Motivation
Mental-Health-Influencer:innen mit Fokus auf Motivation und Schaffenskraft bieten eine konkrete Hilfestellung durch morgendliche Motivationsroutinen und Affirmationen für einen positiven Tagesstart. Sie zeigen Wege zur Überwindung von Prokrastination und Antriebslosigkeit und entwickeln gemeinsam mit ihrer Community Strategien, um persönliche Ziele zu verfolgen, auch wenn mentale Herausforderungen im Weg stehen.
2. Selbstliebe und Selbstbewusstsein
Das Thema Selbstliebe ist vor allem auf TikTok zentral. Mental-Health-Influencer:innen entwickeln kreative Videoformate, um ihre Community zu stärken, beispielsweise „Self-Love Challenges", Journaling oder allgemeine Tipps, wie man negativen Gedanken sich selbst gegenüber entkommt. Viele Influencer:innen dokumentieren auch ihre Self Love Journey, von Selbstkritik zu Selbstakzeptanz. Es geht oft darum, das „innere Kind" zu heilen, Dankbarkeit zu entwickeln und sich selbst näher zu sein. Psycholog:innen sowie Betroffene erreichen damit hunderttausende Menschen.
3. Mental Health Issues: Stressbewältigung, Anti-Burnout-Aufklärung und Work-Life-Balance
In der heutigen leistungsorientierten Gesellschaft nehmen auch Stressbewältigung und Work-Life-Balance einen wichtigen Platz in den sozialen Medien ein. Hier vermitteln die Key Opinion Leaders (KOLs) effektive Strategien zur Burnout-Prävention und Betroffene erzählen von ihrem Weg aus der Arbeitssucht. Die Kommentare und Reaktionen zeigen, wie viele Menschen sich mit ihrer Geschichte identifizieren können.
@vivis.psychologie Auch, wenn das Burnout offiziell nicht als psychische Erkrankung eingetragen ist, ist es wichtig die Symptome ernst zu nehmen (oft wird eine Anpassungsstörung diagnostiziert). Zum einen, weil natürlich ein ordentlicher Leidensdruck da ist und zum anderen, weil wir vermeiden möchten, dass es zu anderen Erkrankungen, wie bspw. einer Depression, führt. Was sollte ich tun, wenn ich die Warnsignale bei mir wahrnehme? ➡️ Mit deinem Arzt/deiner Ärztin körperliche Ursachen ausschließen. ➡️ In eine psychotherapeutische Sprechstunde gehen und einschätzen lassen, inwiefern dir eine Psychotherapie helfen könnte. (116117 hilft bei der Terminfindung.) ➡️ Überlegen: Welche Faktoren haben mich hier hingebracht? Was waren Stressoren für mich in den letzten Wochen, Monaten, Jahren? Was müsste ich in meinem Leben verändern, damit es mir langfristig besser gehen kann? (Spoiler: 2 Wochen Urlaub und danach weiter wie vorher, reicht meist nicht...) ➡️ Mit Menschen, denen du vertraust, darüber sprechen und Hilfe annehmen. 🫶🏻 Kennst du die Anzeichen von dir oder anderen in deinem Umfeld?
♬ Idea 10 (Slowed & Reverb) - Gibran Alcocer
4. Depression, Traumata und Panikattacken
Besonders mutig und wichtig ist die offene Thematisierung von Depressionen und Panikattacken von KOLs. Durch persönliche Erfahrungsberichte brechen Influencer:innen Tabus und zeigen ihren persönlichen Weg zur Bewältigung von psychischen Krankheiten im Alltag auf. Wie wichtig professionelle Hilfe bei diesem Thema ist, betonen sie erfreulicherweise regelmäßig. Ausgebildete Ärzt:innen und Psycholog:innen zeigen zusätzlich, wie die Krankheit entsteht und welche Therapiemöglichkeiten es gibt. Obwohl das Thema sehr sensibel ist, teilt die Community ihre Erfahrungen und Ängste in den Kommentaren. Hier ist eine besondere Nähe zur Community gefragt und die Influencer:innen sind oft im engen Austausch.
5. Sucht und Abhängigkeit
Im Bereich Sucht und Abhängigkeit haben Mental-Health-Influencer:innen sehr persönliche Content-Formate entwickelt: Sie teilen ihren Alltag in der Klinik, wie sie mit Panikattacken umgehen und welche Suchtform sie hatten. Ob Alkohol, illegale Drogen oder Medikamentenabhängigkeit – in den Kommentaren sammelt sich eine sehr ehrliche Community und tauscht ihre Geschichten aus. Mental-Health-Influencer:innen beantworten regelmäßig Fragen aus der Community und helfen mit ihrer Erfahrung. Oft erklären sie, wer oder was ihnen aus der Sucht geholfen hat und appellieren daran, sich professionelle Hilfe zu suchen.
6. Schlafstörungen
Auch der oft unterschätzte Aspekt des gesunden Schlafes wird von Mental-Health-Influencer:innen ausführlich behandelt. Sie vermitteln wissenschaftlich fundierte Tipps und erläutern den engen Zusammenhang zwischen Schlafqualität und psychischem Wohlbefinden. Auch hier ist die Community sehr aktiv.
7. Mentale Gesundheit in Beziehungen und Freundschaften
Das Thema Beziehungen wird von Mental-Health-Influencer:innen besonders vielschichtig behandelt. Sie decken toxische Beziehungsmuster auf und sprechen über geschlechtsspezifische Dynamiken in Beziehungen. Besonders beliebt ist das Thema Narzissmus und wie man sich von ungesunden Ex-Beziehungen erholen kann. Viele professionelle Accounts vermitteln außerdem praktische Gesprächstechniken wie gewaltfreie Kommunikation und aktives Zuhören. Es geht viel um Aufklärung und um alternative Beziehungsformen. Beim Thema Beziehungen macht jede:r seine/ihre eigenen Erfahrungen. Deshalb gibt es oft persönlichen Content mit Tipps zur Hilfe, aber auch Ratschläge von Fachexpert:innen.
Influencer Marketing für Mental-Health-Marken – darauf solltet ihr achten
Welche Branchen profitieren von Mental-Health-Influencer:innen? Besonders gut passen sie zu Meditations-Apps wie Calm oder Headspace sowie Online-Therapie-Plattformen wie BetterHelp. Auch Marken für Selfcare-Beauty-Produkte, Journal-Bücher und Yoga-Equipment wie Lululemon oder Alo setzen regelmäßig auf diese Influencer:innen. Wenn deine Marke in einem dieser Bereiche tätig ist, könnte eine Zusammenarbeit mit Mental-Health-Influencer:innen sinnvoll sein.
Mental-Health-Influencer:innen teilen täglich Tipps für mehr Achtsamkeit und mentales Wohlbefinden mit ihrer Community. Ihre Follower:innen vertrauen ihnen, teilen ihre Erfahrungen und suchen Rat. Genau diese authentische Verbindung macht Mental-Health-Influencer:innen zu spannenden Partnern für Wellbeing-Marken – aber Vorsicht: Hier braucht es besonders viel Fingerspitzengefühl!
Ehrlich bleiben
Nehmen wir erfolgreiche Beispiele wie die Meditations-Apps Headspace oder die Therapie-Plattform Better Help: Hier klappt die Influencer-Kooperation super, weil die Influencer:innen die Apps vermutlich ausgiebig testen, bevor sie sie weiterempfehlen. Das ist auch total wichtig, denn ihre Community verlässt sich auf ehrliche Empfehlungen – gerade wenn es um sensible Themen wie mentale Gesundheit geht. Marken sollten sich darüber im Klaren sein, dass Influencer:innen, die ihre persönliche Geschichte teilen, nicht einfach zugunsten der Kampagne oder des Produkts falsche Fakten erfinden und unehrlich zu ihrer Community sind.
Mache deshalb eine intensive Influencer-Recherche und gehe sicher, dass das Kernthema des/der Influencer:in wirklich 100 % zu deiner Marke und deiner Botschaft passt.
Rechtlich auf der sicheren Seite sein
Mental-Health-Influencer:innen müssen besonders aufpassen, wenn sie über Gesundheitsthemen sprechen. Klare Werbekennzeichnung ist ein absolutes Muss. Wenn es Geld oder Produkte als Bezahlung gibt, muss das transparent kommuniziert werden. Und noch etwas Wichtiges: Auch wenn Influencer:innen ihre eigenen Erfahrungen mit Therapien oder Medikamenten teilen, dürfen sie keine medizinischen Ratschläge geben. Rechtlich dürfen nicht-arzneiliche Produkte nicht als solche beworben werden. Der beste Weg? Authentisch bleiben, aber bei medizinischen Fragen immer an Fachleute verweisen.
Rücksichtsvoll bleiben
Es gibt diverse mentale Herausforderungen, mit denen Menschen zu kämpfen haben. Influencer:innen sollten deshalb nie eine Krankheit oder ein mentales Problem verharmlosen oder schönreden und auch nicht miteinander vergleichen. Vor allem innerhalb der Kooperationen sollte einmal mehr besprochen werden, wie über das Thema genau geredet wird.
Trigger Warning geben
Mental-Health-Influencer:innen sollten bei sensiblen Themen immer eine Trigger Warning geben, bevor sie über potenziell belastende Inhalte sprechen. Dies gilt besonders für Themen wie Essstörungen, Selbstverletzung oder Suizidgedanken. Die Community muss die Möglichkeit haben, selbst zu entscheiden, ob sie sich mit diesen Inhalten auseinandersetzen möchte.
Mental Health Influencer Deutschland finden: Warum kleine Accounts oft die bessere Wahl sind
Wer Mental-Health-Influencer:innen für Kampagnen sucht, findet heute verschiedene Influencer-Tools und Analyse-Plattformen wie Kolsquare. Hier lassen sich gezielt Creators im Bereich mentale Gesundheit finden – mit demografischen Filtern und Interessen-Filtern. Neben den üblichen Metriken wie Reichweite und Engagement zeigt Kolsquare auch, wie authentisch Influencer:innen kommunizieren und ob ihre Community Credibility hoch ist, oder ob es sich um veraltete oder Fake Follower:innen handelt. Außerdem können Marken sehen, mit welchen Brands der Creator bereits gearbeitet hat.
Dabei lohnt sich der Blick auf Nano- und Micro-Influencer:innen besonders: Diese kleinen Accounts mit oft nur wenigen Zehntausend Follower:innen sind im Mental-Health-Bereich besonders interessant, denn sie pflegen einen engen Kontakt zu ihrer Community, beantworten fast jede DM persönlich und teilen sehr authentisch aus ihrem Leben.
Während große Accounts oft durch Professionalisierung an Nähe verlieren, bleiben diese kleinen Creators nah an ihrer Community. Sie teilen Höhen und Tiefen ihrer Mental Health Journey, diskutieren offen in den Kommentaren und schaffen so einen geschützten Raum für ehrlichen Austausch. Diese Authentizität und das aufgebaute Vertrauen sind im sensiblen Bereich der mentalen Gesundheit oft wertvoller als große Reichweiten.
Grenzen von Aufklärung durch Social Media
Social Media als Informationsquelle für mentale Gesundheit? Ja, aber mit Vorsicht! Während Plattformen wie Instagram und TikTok wichtige Gespräche anstoßen können, gibt es klare Grenzen: Social Media ist und bleibt ein Ergänzungsangebot – keine Therapie-Alternative. Besonders kritisch sollten Marken bei selbsternannten „Feminine Energy Coaches" oder „Manifestation Coaches" sein, die oft ohne fundierte Ausbildung Ratschläge geben. Auch KOLs, die ihre eigene Geschichte in eine Art Coaching umwandeln und Menschen anbieten, sie online gegen Geld beispielsweise aus der Sucht zu helfen und psychische Erkrankungen zu heilen, sind teilweise unseriös und nicht die Accounts, mit denen Marken kooperieren sollten.
Interessant ist: Etablierte Marken-Accounts genießen beim Thema mentale Gesundheit oft mehr Vertrauen als in anderen Branchen. Warum? Sie haben meist Zugang zu wissenschaftlichen Ressourcen, arbeiten mit qualifizierten Ärzt:innen zusammen und können ihre Claims durch Studien belegen. Für Mental Health Brands also umso mehr ein Ansporn, in Social Media mitzumischen und sich mit fundierten Themen eigene Reichweite aufzubauen. Im Mental-Health-Bereich gilt außerdem: Fact-Checking ist doppelt wichtig! Gerade bei sensiblen Gesundheitsthemen muss jede Information mehrfach geprüft werden.
Egal wie gut die Social-Media-Aufklärung auch sein mag – sie ersetzt niemals professionelle Hilfe. Seriöse Marken und Influencer:innen wissen das und verweisen bei ernsthaften Problemen immer an Fachleute.
FAQ
Bedeutung: Was umfasst Mental Health?
Mentale Gesundheit umfasst weit mehr als die Abwesenheit psychischer Erkrankungen. Sie beschreibt einen Zustand, in dem Menschen ihr volles Potenzial entfalten und mit den alltäglichen Herausforderungen umgehen können.
Dazu gehören verschiedene Dimensionen: Das emotionale Gleichgewicht ermöglicht uns, Gefühle angemessen wahrzunehmen und auszudrücken. Die kognitive Komponente betrifft unsere Denkprozesse und Problemlösungsfähigkeiten.
Der soziale Aspekt spiegelt sich in der Fähigkeit wider, bedeutsame Beziehungen aufzubauen und zu pflegen. Resilienz spielt dabei eine zentrale Rolle - sie hilft uns, Rückschläge zu überwinden und gestärkt daraus hervorzugehen.
Diese Aspekte stehen in ständiger Wechselwirkung mit unserer körperlichen Gesundheit und beeinflussen maßgeblich unsere Lebensqualität.
Wellbeing: Was kann man für seine Mental Health tun?
Regelmäßige Bewegung setzt nachweislich Glückshormone frei und reduziert Stress. Ein täglicher Spaziergang von 30 Minuten oder leichtes Yoga kann bereits positive Effekte erzielen.
Ausreichend Schlaf bildet das Fundament für seelische Ausgeglichenheit. Experten empfehlen 7-9 Stunden pro Nacht mit festen Schlafenszeiten.
Der Aufbau unterstützender Beziehungen stärkt die psychische Stabilität. Pflegen Sie aktiv Freundschaften und scheuen Sie sich nicht, über Gefühle zu sprechen.
Achtsamkeitsübungen wie Meditation oder bewusstes Atmen helfen, im Moment zu bleiben und Sorgen loszulassen. Beginnen Sie mit 5 Minuten täglich und steigern Sie die Dauer langsam.
Was bedeutet Mental Health and disorders auf deutsch?
"Mental Health and Disorders" ist die englische Bezeichnung für "Psychische Gesundheit und Störungen". Dieser Begriff umfasst sowohl die positiven Aspekte der seelischen Gesundheit als auch mögliche psychische Erkrankungen oder Störungen. Während "Mental Health" unser psychisches Wohlbefinden beschreibt, bezieht sich "Disorders" auf verschiedene psychische Erkrankungen, die das seelische Gleichgewicht beeinträchtigen können. Im deutschsprachigen Raum werden diese Begriffe in der Fachsprache als "psychische Gesundheit" und "psychische Störungen" bezeichnet.
Wann ist der World Mental Health Day?
Der World Mental Health Day ist am 10. Oktober und wurde von der Nichtregierungsorganisation World Federation for Mental Health ins Leben gerufen.
Was ist psychische gesundheit und der Unterschied zu mentaler Gesundheit?
Die Begriffe "psychische Gesundheit" und "mentale Gesundheit" werden häufig synonym verwendet, da sie im Grunde dasselbe beschreiben. Beide Begriffe beziehen sich auf unser seelisches Wohlbefinden, unsere emotionale Stabilität und unsere Fähigkeit, mit den Herausforderungen des Lebens umzugehen.