Das Pariser Influencer-Marketing-Beratungsunternehmen Matroichka Influences hat seit seiner Gründung im Jahr 2014 das Konzept des integrierten Influencer Marketings vorangetrieben. Was das ist? Eine Strategie, die das Influencer Marketing in allen Bereichen des Marketing Funnels verankert.
Heute ist Matroichka Influences ein marktführender Dienstleister für multinationale B2C- und B2B-Marken, die Influencer-Marketing-Strategien strukturieren und definieren wollen und vor allem einen langfristigen, kanalübergreifenden Ansatz verfolgen.
In diesem Interview mit Kolsquare erläutern Elodie Monchicourt und Charlie Trouillebout, die Co-Gründer von Matroichka Influences,, wie und warum sich Influencer Marketing von der kurz gedachten Taktik zu einem strategischen Pfeiler des Marketings entwickelt hat. Das Fazit der beiden: um Wachstum zu generieren, müssen Marken aller Größenordnungen integriertes Influencer Marketing betreiben.
Charlie, wie schätzt du die Influencer-Marketing-Landschaft in Frankreich im Jahr 2024 ein?
Charlie Trouillebout: Wir haben im ersten Quartal 2024 eine enorme Beschleunigung erlebt. Wir sehen, dass immer mehr Budgets unserer Kund:innen auf Influencer umgestellt werden. Was früher ein taktischer Hebel war, wird jetzt für Werbetreibende über den gesamten Marketingtfunnel hinweg zu einer echten Strategie.
Der wichtigste Grund dafür ist, dass die Stimmen der Influencer:innen authentischer sind als die der Marken. Weil sie es geschafft haben, eine Gemeinschaft von Hunderttausenden von Abonnent:innen um sich herum aufzubauen, ist Authentizität die Voraussetzung für ihre Existenz, ihr Kapital.
Der zweite Grund sind die Kosten. Die Investitionen für eine Influencer-Kampagne und eine Fernsehwerbung liegen nicht in der gleichen Größenordnung. Influencer:innen sind authentischer, kostengünstiger und effektiver, weil die von Meta und TikTok angebotenen Tools genau auf eine bestimmte Zielgruppe ausgerichtet sind.
Die Debatte um das neue französische Gesetz zum Influencer Marketing hat im letzten Jahr eine Welle der Skepsis in Bezug auf die Authentizität von Influencer:innen ausgelöst. Hat sich das seitdem gelegt?
Elodie Monichourt: Das hängt natürlich von der Art der Influencer:innen ab. Heutzutage sprechen Nano-Influencer:innen viel gezielter über bestimmte Themen, engagieren sich sehr stark für ihre Community und haben viel höhere Glaubwürdigkeitswerte.
Es gibt zwei Trends: Einerseits erkennen die Marketingverantwortlichen, dass Influencer-Kampagnen nicht mehr taktisch, sondern strategisch sind, und die Investitionen haben sich im Vergleich zum letzten Jahr verdoppelt oder sogar verdreifacht. Aber es gibt andererseits auch eine Art globale Manie, eine etwas verschwommene Wahrnehmung dieses Berufs, bei der im Grunde alle Influencer:innen in einen Topf geworfen werden.
Heute gibt es Kategorien von Influencer:innen, die einen Beruf haben und über echtes Fachwissen verfügen, die nicht nur Werbeplakate sind, sondern echte Glaubwürdigkeit und Kompetenz bei ihren Themen haben. Das Problem ist, dass wir spüren, dass sich die Werbetreibenden dieses hyperstrategischen Hebels im Marketing-Mix bewusst werden, während auf der anderen Seite die öffentliche Meinung dazu tendiert, dass das alles nur eine Unschärfe ist.
Was bedeutet diese Entwicklung von einer einfachen Taktik zu einer strategischen Säule für Marken?
Charlie Trouillebout: Die großen französischen, europäischen und amerikanischen Marken werden Influencer Marketing nicht länger ignorieren können. Vor allem für Massenmarken wird es zu einer wichtigen Säule ihres Marketing-Mix werden. Für kleine Marken wird es zur wichtigsten Säule im Vergleich zu anderen Instrumenten, die vom Budget her viel unerreichbarer sind. Das setzt eine gewisse interne Veränderung auf Seiten der Werbetreibenden voraus. Vor ein paar Jahren sprachen wir über die digitale Transformation, bei der die Beratungsagentur die Werbetreibenden bei der Umstellung auf die digitale Welt begleitete. Jetzt geht es darum, zur authentischen Stimme zu werden.
Wir sehen immer mehr Anfragen von großen Unternehmen, großen amerikanischen Konzernen, die Unterstützung bei der Strukturierung ihrer internen Teams, ihrer Arbeitsabläufe und ihrer Tools benötigen, damit sie die Welle auffangen und alle Vorteile dieses neuen Paradigmas nutzen können. Wir machen das schon seit fünfzehn Jahren und sehen, dass dieses Fachwissen vor allem für große Konzerne extrem wichtig ist.
Wie entwickeln sich die Preise und Vertragsbedingungen für Influencer:innen, um den veränderten Markt widerzuspiegeln?
Elodie Monichourt: Die Kosten stehen im Einklang mit der Entwicklung. Wenn Kunden die Budgets in Frage stellen, lautet unsere Antwort, dass sie einen Mehrwert schaffen. Es ist nur natürlich, dass alle, die an der Wertschöpfung beteiligt sind, davon profitieren, egal ob es sich um Werbetreibende, Influencer:innen oder Agenturen handelt. Wir stellen fest, dass sich die Preise im Vergleich zu vor zwei Jahren stabilisiert haben, weil auch die Zielgruppen fragmentiert sind.
Als Agentur werden wir nicht für eine Kampagne beauftragt, sondern für das Management einer Markenstrategie. Wir haben eine Vision, die nicht kurzfristig ist, sondern mindestens ein Jahr dauert. So können wir langfristige Partnerschaften mit Influencern eingehen und sie zu Botschaftern machen, nicht nur zu Vertretern von Produkteinführungen.
Charlie Trouillebout: Immer häufiger setzen wir in Verträgen Taktiken ein, die von den Kreativen verlangen, dass sie gesponserte Inhalte mit viel spontaneren und authentischeren Inhalten mischenEs ist eine hybride Taktik, die es uns ermöglicht, auf Veränderungen im Funnel zu reagieren.
Wie siehst du die Entwicklung der Kombination von Influencer Marketing und Social oder E-Commerce? Sind die europäischen Verbraucher:innen bereit, direkt bei ihren Lieblings-KOLs zu kaufen?
Charlie Trouillebout: Wenn es um den Kauf geht, ist die effektivste Plattform Instagram mit ihrer Funktion, einen Link zu Stories hinzuzufügen. Du kannst auch Promo-Codes hinzufügen. TikTok konkurriert stärker mit Werbeformaten, die auf Amazon etc. verlinken.
Elodie Monichourt: Wir haben keine Kristallkugel, aber wir sehen, dass alles, was aus den USA oder Asien kommt, funktioniert, also sehen wir nicht ein, warum es [beim Social Commerce] nicht auch so sein sollte. Wir haben in den letzten fünf Jahren versucht, Live-Shopping einzurichten. Vielleicht waren wir unserer Zeit zu weit voraus. Vor drei oder vier Jahren gab es eine erste Welle, und jetzt ist es mit voller Wucht zurück. Wir glauben, dass es sich wirklich durchsetzen wird. Es gibt jetzt ein gewisses Bildungsniveau, die Leute sind definitiv eher bereit zu kaufen. Der E-Commerce hat sich in den letzten fünf Jahren weiterentwickelt, daher sehe ich keinen Grund, warum es nicht logisch sein sollte, beides in einen Topf zu werfen.
Wie siehst du die Auswirkungen von KI und anderen technischen Entwicklungen auf das Influencer Marketing?
Charlie Trouillebout: Sie werden es uns ermöglichen, unsere Unterstützung in verschiedenen Bereichen zu perfektionieren. Nehmen wir die Methodik einer Beratungsagentur wie der unseren: Wir nutzen Daten, um die richtigen Einsichten und Themen zu identifizieren und, falls relevant, unsere Marken mit diesen Themen zu verbinden. Es gibt immer mehr KI-Tools, die noch in den Kinderschuhen stecken und die zukünftige Trends erkennen können. Es gibt KI-Tools, mit denen wir die Ergebnisse vorhersagen können, die wir von Influencer:innen erwarten können. Sie helfen uns auch, KPIs in Echtzeit zu steuern. KI kann bei der Erstellung von Skripten, dem Schnitt und der Videografik helfen und so die Produktion von Inhalten professionalisieren.
Elodie Monichourt: Es gibt viele Influencer-Agenten, die KOLs für ein Sponsoring anbieten können, aber es gibt nicht viele Influencer-Beratungsagenturen, die echte Kommunikationsstrategien anbieten. Genau darum geht es, und genau deshalb arbeiten wir mit Kolsquare zusammen: Wir brauchen das Tool, um unsere Arbeit als Berater machen zu können. Es schafft Wert. Selbst wenn Expert:innen ihr Handwerk in- und auswendig kennen, können neue technische Tools wie Kolsquare genutzt werden, um noch raffiniertere, effektivere und besser überwachte Ratschläge zu geben.