US-TikTok-Creator bereiten sich auf ein Verbot vor: Fans sollen ihnen auf Shorts, Reels und Lemon8 folgen

Wird Donald Trump ein TikTok-Verbot verhindern?

‍Donald Trump, der selbst im Jahr 2020 als Präsident versuchte, ein TikTok-Verbot in den Vereinigten Staaten durchzusetzen, versprach seinen Anhängern während des jüngsten Präsidentschaftswahlkampfs, er würde die Plattform retten.

Doch trotz dieses Wahlkampfversprechens wird es immer unwahrscheinlicher, dass der designierte US-Präsident Donald Trump gewillt oder in der Lage ist, das Gesetz zu stoppen.

Trumps Position beruhte ursprünglich auf seinem Hass gegen Meta, nachdem er im Zuge des Angriffs auf den Kongress am 6. Januar 2021 von Facebook gesperrt worden war. Er erklärte, er wolle verhindern, dass Meta noch mächtiger wird.

Seitdem scheint Trumps Unterstützung für TikTok nachgelassen zu haben. In einem Interview nach dem Gerichtsurteil weigerte sich Trump, seine früheren Behauptungen zu wiederholen, dass er das TikTok-Verbot verhindern würde, und deutete stattdessen an, dass Bytedance die Plattform verkaufen sollte.

Außerdem hat Trump inzwischen mit Meta-CEO Mark Zuckerberg zu Abend gegessen, der wiederum 1 Million Euro zu Trumps Amtseinführungsfonds beigetragen hat – beides klare Zeichen für eine Entspannung der Beziehung.

Kann TikTok in den USA vor einem Verbot gerettet werden?
Selbst wenn Trump TikTok voll und ganz unterstützen würde, könnte er selbst als Präsident wenig tun, um die Plattform zu retten.

Die Aufhebung des TikTok-Verkaufs-oder-Verbots-Gesetzes würde erfordern, dass der Kongress ein neues Gesetz verabschiedet, um es aufzuheben – ein schwieriges Unterfangen, da das Gesetz mit einer Mehrheit von 352 zu 65 Stimmen im Repräsentantenhaus und 79 zu 18 Stimmen im Senat verabschiedet wurde.

Einige Kommentatoren schlagen vor, dass Trump das Justizministerium einfach anweisen könnte, das Gesetz nicht durchzusetzen. Auch dies ist ein problematisches Szenario, nicht nur wegen der moralischen Fragwürdigkeit, dass das Justizministerium seine eigenen Gesetze nicht durchsetzt.

Ein solcher Ansatz würde erfordern, dass App-Stores und Internetdienste, die TikTok hosten, illegal handeln, wodurch sie sich dem Risiko enormer Geldstrafen aussetzen würden, falls Trump seine Meinung ändert und die Durchsetzung des Gesetzes anordnet.

Unterdessen hat Bytedance erklärt, dass das Unternehmen TikTok nicht verkaufen wird. Nicht nur, dass die chinesische Regierung einem Verkauf ablehnend gegenübersteht, sondern auch chinesische Exportgesetze beschränken den Verkauf von Technologien wie TikToks Algorithmus an ausländische Unternehmen.

Tatsächlich ist die einzige realistische Option, TikTok in den USA weiterhin betreiben zu können, dass der Oberste Gerichtshof entscheidet, dass der Protecting Americans from Foreign Adversary Controlled Applications Act verfassungswidrig ist. Der Oberste Gerichtshof wird am 10. Januar mündliche Argumente in dem Fall anhören – nur neun Tage bevor das Gesetz in Kraft treten soll.

Welche Plattformen profitieren, wenn TikTok in den USA verboten wird?

‍Ähnlich wie beim TikTok-Verbot in Indien im Jahr 2020 werden TikTok-Nutzer und Creator in den USA auf andere Plattformen migrieren oder dort aktiver werden. In diesem Szenario ist es wahrscheinlich, dass YouTube Shorts und Instagram Reels den größten Teil des Verkehrs und der Werbeausgaben, die von TikTok abgezogen werden, auf sich ziehen.

Es besteht auch die Möglichkeit, dass das Entfernen von TikTok vom US-Markt Platz und Luft für einen neuen Player – Bluesky, irgendjemand? – schafft, um seine Nutzerbasis aufzubauen.

Zusätzlich zu anderen etablierten US-amerikanischen Social-Media-Plattformen wie Facebook, Pinterest und Snapchat experimentieren TikToker auch mit Lemon8, einer Bytedance-eigenen Foto-Sharing-App, die oft als Instagram/Pinterest-Hybrid beschrieben wird.

Bemerkenswert ist, dass Lemon8 im November 2024 mit TikTok integriert wurde, sodass TikTok-Nutzer die Plattform mit ihren TikTok-Konten nutzen können.

„Geht einfach auf Facebook und Instagram und folgt uns dort, dann bekommt ihr auch andere Arten von Inhalten von uns,“ sagte TikTokerin Annie (@invitedinred, 266K Follower, TikTok) in einem Video, in dem sie ihren Followern erklärte, wie sie ihre anderen Social-Media-Handles in ihrer Bio finden können.

„Derzeit poste ich nicht viel auf YouTube, aber das könnte sich ändern, je nachdem, wie die nächsten 30 Tage verlaufen. Ich habe mehr auf Facebook gepostet, aber dort gibt es viele unangenehme Leute. Ich bin wirklich kein Fan von Facebook. Und Instagram ist so eine Sache. Wir sind vor Kurzem zu Lemon8 gewechselt, also werden wir diese Plattform jetzt ein bisschen mehr nutzen.“

Wie wird das TikTok-Verbot in den USA die Creator beeinflussen?
Aber die Verfügbarkeit anderer Social-Media-Plattformen, um die Lücke zu schließen, tröstet wenig die, die ihr Geschäft auf TikTok aufgebaut haben.

Laut TikTok könnten kleine Unternehmen in den USA 1 Milliarde Euro an Einnahmen und Creator 300 Millionen Euro verlieren, falls das Verbot durchgesetzt wird.

„Allein im Jahr 2023 trugen Werbung, Marketing und organische Reichweite auf TikTok 24,2 Milliarden Dollar bei, und TikToks eigene Aktivitäten steuerten weitere 8,5 Milliarden Dollar zum US-BIP bei“, erklärte TikTok in einer Stellungnahme.

Und ohne den berühmten TikTok-Algorithmus – wird es für kleine Content-Creator schwieriger, entdeckt zu werden? Wird der Content homogener werden?

Ein Blick auf das Beispiel des TikTok-Verbots in Indien zeigt, dass Shorts und Reels schnell die Creator und Follower aufnahmen, die nach dem Verlust von TikTok gestrandet waren. Doch viele im Land sagen, dass das Verbot von TikTok zu einem Verlust lokalisierter Inhalte führte und es kleinen Creatorn erschwerte, entdeckt zu werden, wie ein Bericht der New York Times zeigt.

TikTok ist bekannt dafür, rohe und unterhaltsame Inhalte zu liefern, die tief bei den Zuschauern ankommen. Die Besonderheit des Algorithmus verschafft Content-Creatorn und Marken eine virale Sichtbarkeit, die andere Plattformen nicht replizieren konnten.

Daher werden US-KMUs, die auf organische TikTok-Inhalte angewiesen sind, gezwungen sein, ihre Bemühungen auf alternativen Plattformen zu verstärken.

Marketer und Marken, die bereits Multi-Plattform-Influence- und Social-Media-Strategien betreiben, sind am besten aufgestellt, um die Auswirkungen eines TikTok-Verbots zu absorbieren. Ebenso die Top-Creator, die ihre großen Followerzahlen auf mehreren Plattformen repliziert haben.

In allen Fällen wird das Verbot jedoch eine Neubeurteilung von Content-Formaten erzwingen, um sich an die Besonderheiten jeder Plattform anzupassen und diese zu maximieren. Marken und Creator werden wahrscheinlich einen Test-and-Learn-Ansatz in Bezug auf Creator-Partnerschaften und Content-Formate auf alternativen Plattformen verfolgen.

Es ist schließlich kein Geheimnis, dass Video-Content, der auf TikTok erfolgreich ist, nicht automatisch auch auf Shorts und Reels die gleiche Wirkung erzielt.

Es bleibt auch die Frage, ob die Zuschauer ihren Lieblings-Tiktokern auf neue Plattformen folgen werden und ob der dort produzierte Content ihrem Geschmack entspricht.

Die Zeit wird es zeigen.