Gepostet am
26/9/2024

Diverses und inklusives Influencer-Marketing: Mit Vorsicht und Aufrichtigkeit vorgehen, um Vorwürfe des Tokenismus zu vermeiden

Influencer Marketing ist hochgradig datengesteuert. Können Vielfalt und Inklusion hier wirklich eine Rolle spielen? Antoine Jaillard hat Wire Agency gegründet, eine Pariser IM-Agentur, die genau diese Werte in den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellt. Er ist davon überzeugt, dass genau das eine strategische Notwendigkeit ist.

Warum hast du Dich entschieden, Vielfalt und Inklusion in den Mittelpunkt der Mission von Wire Agency zu stellen?

Wir sind eine junge Agentur. Als wir sie gegründet haben, war für uns selbstverständlich, diese Themen in den Mittelpunkt unserer Überlegungen zu stellen. Die Entwicklung der Gesellschaft stellt uns ebenso vor diese Frage, wie sie uns gleichermaßen begeistert. Außerdem wollen wir mit der Welt sprechen, nicht nur mit einem Bruchteil von ihr. Wir wollen unsere Komfortzone verlassen. 

Wo steht das Influencer Marketing bei diesen Themen?

Vielfalt und Inklusion in das Influencer Marketing einzubeziehen, ist viel mehr als ein Trend: Es ist eine strategische Notwendigkeit. Die Marken haben verstanden, dass sie ihre Reichweiten vergrößern können, indem sie eine wachsende Basis von Verbraucher:innen ansprechen, die sensibel gegenüber Vielfalt sind. 

Dabei musst Du jedoch darauf achten, diese neuen Strategien auch richtig umzusetzen.  Du musst ein kohärentes Storytelling entwickeln, um es in die Geschichte der Marke und ihre Entwicklung zu integrieren. Genauso wichtig ist, langfristig zu denken, um nicht als opportunistisch abgestempelt zu werden. Und natürlich geht es darum, diese Vision unternehmensintern umzusetzen, vor allem im Recruiting. 

Welche Entwicklung beobachtest Du denn aufseiten der Brands?

 Die Marken wissen, dass sich Verbraucher:innen zunehmend zu jenen hingezogen fühlen, die für Vielfalt und Inklusion eintreten. Wenn Brands diese Werte fördern, können sie nicht nur neu entstehende Erwartungen erfüllen, sondern den gesellschaftlichen Wandel auch begleiten und dazu beitragen. All dies führt zu einem stärkeren Engagement ihrer Zielgruppen. Ist es ehrlich gemeint, ist es eine Tugend. Eine One-Shot-Kampagne kann sich hingegen schnell als kontraproduktiv erweisen.

Wie viel Arbeit liegt noch vor uns, um Marken und Influencer-Vermarktern zu erklären, warum die Vielfalt der Talente ein breites Spektrum an Zielgruppen inspiriert?

Im Großen und Ganzen wissen die Marken, dass ein Teil ihrer Zukunft um diese Fragen kreist. Was ihnen fehlt, sind die Mittel, die sie für diese Veränderungen bereitstellen.

Gesellschaftliche Entwicklungen sind eine mächtige Flutwelle, die schwer zu begreifen sein kann, manchmal angesichts einer lauten und reaktionären Minderheit. Es braucht also Mittel und vielleicht auch ein wenig Mut.

Welche Ratschläge würdest Du Marken geben, die bei ihren Influencer-Marketingkampagnen inklusiver sein möchten? 

Bevor eine Marke über die Themen Vielfalt und Inklusion kommuniziert, sollte sie zunächst über ihre eigene Struktur nachdenken. Besteht das Team aus Menschen, die die Gesellschaft und ihre Entwicklung repräsentieren?

Wenn sie dann beschließen, ihre Kommunikation zu überdenken, muss dies auf Dauer geschehen. Jedes Jahr sehen wir Marken, die anlässlich des Internationalen Tags der Frauenrechte, des Tags gegen Homophobie oder des Tags der Behinderung One-Shot-Kampagnen starten.

Wie kann man nicht des Opportunismus bezichtigt werden, wenn diese Themen in Wirklichkeit nicht im Mittelpunkt einer Jahresstrategie stehen? Es geht vor allem darum, konsequent zu sein.

Gibt es für Influencer:innen in diesem Umfeld besondere Herausforderungen? Etwa Hate Speech oder rassistische Kommentare?

Die wichtigste Herausforderung ist meiner Meinung nach das Teilen von Werten. Ist die Marke, für die ich mich bewerbe, in einem echten Prozess zur Förderung der Vielfalt engagiert oder betrachtet sie diese Themen als Trend? 

In einem anderen Bereich haben sich Influencer:innen bei Greenwashing-Kampagnen möglicherweise betrogen gefühlt. Die Reaktion der Community kann hart sein, und die Creators haben oft am meisten zu verlieren. Man sollte immer darauf achten, mit wem man sich zusammenschließt und warum.

Besteht nicht die Gefahr, dass Marken negative Auswirkungen befürchten, wenn sich ihre kreativen Partner:innen zu sozialen Themen äußern? Sollen sich Creators hier eher zurückhalten? Immerhin kann ihr Lebensunterhalt ja von Verträgen mit Marken abhängen.

Diese Frage wirft ein Schlaglicht auf ein komplexes Dilemma, mit dem sich viele Influencer:innen mit Diversitätshintergrund konfrontiert sehen. Einerseits können diese Kreativen die Verantwortung oder sogar die moralische Verpflichtung empfinden, sich zu sozialen Themen zu äußern, die sie direkt betreffen. Ihre Stimmen sind oft entscheidend, wenn es darum geht, Bewusstsein zu schaffen, aufzuklären und wichtige Anliegen im Zusammenhang mit Vielfalt, Fairness und Inklusion voranzutreiben. 

Andererseits besteht unbestreitbar ein Risiko für sie, wenn ihre Meinungen von den Positionen oder Interessen der Marken, mit denen sie zusammenarbeiten, abweichen. Die Marken können diese Stellungnahmen als potenziellen Schaden für ihr Image oder ihr Geschäft wahrnehmen, was die Arbeitsbeziehung beeinträchtigen und in einigen Fällen zum Verlust wichtiger Verträge für die Influencer:innen führen kann.

Um dieses Risiko zu minimieren, kann es hilfreich sein, diese Fragen im Vorfeld mit den Markenpartnern zu besprechen. So kann man sicherstellen, dass sie ähnliche Werte teilen oder offen für einen konstruktiven Dialog über diese Themen sind.

Welche Entwicklung erwartest Du für die kommenden Jahre?

Die Themen Vielfalt und Inklusion werden sich weiterentwickeln, getrieben von der wachsenden Nachfrage der Verbraucher:innen nach sozial engagierten Marken. Creators mit Diversitätshintergrund werden wahrscheinlich mehr Möglichkeiten haben, Meinungsführer und Botschafter des Wandels zu werden, die für sogenannte progressive Marken attraktiv sind. Sie müssen jedoch darauf achten, dass sie sich nicht mit "Tokenismus"-Marken verbünden.

Über Kolsquare

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